Die Gesellschaft

ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT
zur FÖRDERUNG der SEXUALMEDIZIN
und der SEXUELLEN GESUNDHEIT

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Alle,

seit der Gründung der Österreichischen Gesellschaft zur Förderung der Sexualmedizin und der sexuellen Gesundheit (ÖGFSSG) im Jahr 2014 ist es unser zentrales Anliegen, das Thema Sexualmedizin in all seiner Tiefe, Vielfalt und interdisziplinären Bedeutung sichtbar zu machen und nachhaltig zu verankern.

Sexualität betrifft den Menschen in seiner Ganzheit – körperlich, psychisch und sozial – und ist laut WHO seit 2006 ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheit. Umso wichtiger ist es, dass die Wiederherstellung und Aufrechterhaltung sexueller Funktionen in alle therapeutischen Konzepte integriert wird.

Bis zu 80 % aller Sexualfunktionsstörungen sind somatisch bedingt und treten im Rahmen von chronischen Erkrankungen auf.

Daher tragen gerade Ärzt:innen, die durch pharmakologische, strahlen- oder chemotherapeutische Behandlungen oder durch chirurgische Eingriffe in die körperliche Integrität von Patient:innen eingreifen,  eine besondere Verantwortung. Sexuelle Gesundheit darf dabei nicht aus dem Blick geraten – ganz im Sinne des ärztlichen Leitsatzes: „Primum non nocere“ – zuerst einmal nicht schaden.

Denn: Sexuelle Gesundheit ist keine Nebensache. Sie ist integraler Bestandteil des Wohlbefindens und der Gesundheit (WHO 2006)– und müssen in jedem Behandlungsplan mitbedacht werden.

Mit unserem jährlichen Fachkongress – dem größten sexualmedizinischen Kongress im deutschsprachigen Raum – setzen wir nicht nur praxisnahe und wissenschaftlich fundierte Impulse, sondern fördern den interdisziplinären Austausch und tragen zur Weiterentwicklung von Qualitätsstandards in Lehre, Forschung und klinischer Versorgung bei.


Höhepunkte  der Kongresse  in den  Jahren 2014–2024

In den vergangenen Jahren durften wir zahlreiche herausragende Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Medizin, Psychologie, Philosophie und Kunst begrüßen. Hier einige unvergessliche Beiträge:

  • Prof. Dr. James Pfaus widmete sich – mit internationaler Resonanz – dem Thema „Vaginal vs. clitoral orgasm“.
  • Prof. Carl Djerassi (2014), einer der geistigen Väter der Antibabypille – die er nie als reine Verhütungspille, sondern als „Kinderwunschpille“ verstand, die Frauen erstmals Kontrolle über ihre Reproduktion ermöglichte.
  • Alice Schwarzer (2015), Ikone der Frauenbewegung, die seit Jahrzehnten den Diskurs über Sexualität und Gleichstellung mitprägt.
  • Univ.-Prof. Dr. Dr. Johannes Huber (2016), Gynäkologe und Theologe, der pointiert zu Fragen der Sexualethik Stellung nahm.
  • Prof. Dr. Gerti Senger (2017), Psychologin und Medienexpertin, mit ihrem Vortrag „Sex und Liebe in einer Anything-goes-Welt“.
  • Konrad Paul Liessmann, einer der bekanntesten Philosophen Österreichs, sprach über das Spannungsfeld von Sexualität, Moral und Gesellschaft.
  • Prof. Dr. Uwe Hartmann, Pionier der Sexualtherapie in Deutschland, betonte die Bedeutung sexueller Zufriedenheit für die Lebensqualität.
  • Prof. Dr. Wolfgang Graninger, Leiter der Klinischen Abteilung für Infektionen am AKH Wien, referierte über „Lues und die Launen der Liebe“.
  • Dr. Yacov (Cobi) Reisman, Past-Präsident der ESSM, sprach über „Cancer Survival and Sexuality“.
  • Seyran Ateş (2021), muslimische Feministin, Rechtsanwältin und erste weibliche Imamin Deutschlands, hielt ihren aufrüttelnden Vortrag „Liebe ist halal!“.
  • Prof. Dr. Stephan Doering, Vorstand der Universitätsklinik für Psychoanalyse und Psychotherapie am AKH Wien, begeisterte mehrfach mit seinem Vortrag „Narzisstische Liebespaare im Spielfilm“.
  • Prof. Stephanie Both (Leiden) würdigte das wissenschaftliche Erbe der verstorbenen Ellen Laan, einer Pionierin der Erforschung weiblicher Sexualität.

Unsere Kooperationspartner:innen – Gemeinsam für sexuelle Gesundheit

Bereits an der Medizinischen Universität Wien wurde im Rahmen des CCC eine interdisziplinäre Plattform für Sexualmedizin etabliert, aus der schließlich die Gründung unserer Gesellschaft hervorging.

Die ÖGFSSG orientiert sich in ihren Leitlinien eng an der European Society for Sexual Medicine (ESSM) – der weltweit größten sexualmedizinischen Fachgesellschaft. Wir sind stolz, assoziiertes Mitglied der ESSM zu sein. Dies eröffnet unseren Mitgliedern Zugang zu internationaler Expertise, Vernetzung und Weiterqualifikation.

Ein besonderes Highlight war die Ausrichtung der ESSM-Jahrestagung im Februar 2025 an der Universität Wien, an der über 1.500 internationale Teilnehmer:innen teilnahmen – ein Meilenstein für die Sichtbarkeit der Sexualmedizin in Österreich.

Seit 2015 arbeiten wir eng mit dem Institut für Sexualpädagogik (ISP) der MedUni Wien zusammen. Ebenso verbindet uns eine kontinuierliche Partnerschaft mit dem Berufsverband Österreichischer Psycholog:innen (BÖP), mit dem wir sexualmedizinische Themen auch in die psychologische Praxis tragen.

Darüber hinaus zählen zu unseren langjährigen Kooperationspartnern:

  • GkPP (Gesellschaft für kritische Psychologie und Psychotherapie)
  • ÖAGG (Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Gruppentherapie und Gruppendynamik)
  • ÖBVP (Österreichischer Bundesverband für Psychotherapie)

Ein Blick zurück: Unsere Anfänge

Die Gründung der ÖGFSSG war keineswegs selbstverständlich. Die Vereinsbehörde verweigerte zunächst die Genehmigung – mit dem Argument, dass Sexualmedizin in Österreich kein offiziell anerkanntes Fachgebiet sei.

Dabei wurde übersehen, dass gerade Wien als Wiege der Sexualmedizin gilt – mit bahnbrechenden Persönlichkeiten wie Sigmund Freud und Viktor Frankl, die früh den Zusammenhang von Sexualität, Psyche und Gesundheit ins Zentrum ihrer Arbeit stellten.

Heute ist es unser Anspruch und unsere Verantwortung, diese Tradition fortzuführen, sexualmedizinische Verantwortung zu übernehmen – und gemeinsam die Zukunft dieses Fachgebiets mitzugestalten.

Mit herzlichen Grüßen,

Univ. Prof. Dr.in Michaela Bayerle-Eder
Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft zur Förderung der Sexualmedizin und der sexuellen Gesundheit